Bahn legte zwei konkrete Pläne für Neubaustrecke Hanau-Fulda vor

Fulda. Die Deutsche Bahn hat jetzt konkrete Neu- und Ausbaupläne für die Strecke zwischen Hanau und Fulda vorgelegt. Eine Entscheidung soll am 8. Juni bekanntgegeben werden, wie das Unternehmen am Freitag in Frankfurt mitteilte. An Donnerstag wurde bei einem Dialogforum in Gelnhausen im Main-Kinzig die beiden favorisierten Trassen benannt worden. Diese werden nun laut Bahn vertieft betrachtet und dann werde entschieden, welche den Vorzug für das weitere Planungsverfahren bekommt. Wann Baubeginn ist,ließ die Bahn offen.

Weg frei für weitere Planungsschritte

Die von der Deutschen Bahn am 3.5.2018 in Gelnhausen im Rahmen der 12. Sitzung des Dialogforums zur ABS/NBS Hanau – Würzburg / Fulda vorgestellte und begründete Fokussierung auf die Varianten IV und VII wird von der Arbeitsgemeinschaft Bahndreieck Spessart im Grundsatz begrüßt. Alle Spessart-Varianten I bis III haben sich im Zuge der Sachprüfung als weniger tauglich bzw. gar verfahrenskritisch erwiesen und scheiden somit nach objektiven Kriterien aus den weiteren Prüfverfahren aus. Mehrere Verkehrs- und Umweltverbände hatten seit den 1990er Jahren auf die absehbaren verkehrlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachteile hingewiesen und insbesondere eine Südkurve (sogenannte „Mottgers-Spange“) vehement abgelehnt.

Nach dieser – im Rahmen des Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) zunächst noch offen gelassenen – Grundsatzentscheidung ist nunmehr ein gezielter Ausbau des „Südkorridors“ (Frankfurt/M -) Hanau – Aschaffenburg -Nantenbach (- Würzburg) vertieft zu untersuchen. Nur so können die bestehenden Qualitätsmängel und die sich abzeichnenden Kapazitätsengpässe beseitigt sowie im Fernverkehr kürzere Fahrzeiten im Rahmen des künftigen „Deutschland-Taktes“ ermöglicht werden.

Durch den Wegfall der besonders problematischen Variante I ist es nun endlich möglich, den rasch und im Konsens zu realisierenden Ausbauabschnitt von Hanau bis zur Suchraumgrenze in Gelnhausen über Gelnhausen hinaus bis Haitz-Höchst zu verlängern. Alle verbleibenden Neubauvarianten sind zwischen Gelnhausen und Haitz-Höchst deckungsgleich. Eine vorgezogene Planung und Finanzierung ist insbesondere mit Blick auf die lärmvorbelasteten Gelnhäuser Wohngebiete in Hanglagen geboten (Alte Leipziger Straße, Nippel, Taubengarten, Haitz und Höchst). Zugleich können der barrierefrei Umbau der Bahnsteige in Gelnhausen und Haitz-Höchst, die Planung von Weichen und Signalanlagen sowie Anpassungsmaßnahmen im Straßennetz nunmehr zeitnah vorangetrieben werden.

Zur Optimierung der Variante IV im Abschnitt Haitz-Höchst bis Aufenauer Berg drängen die Verbände nochmals auf eine vertieftere Betrachtung des Bündelungsansatzes, bei dem nicht nur die zwei Neubaugleise sondern auch die zwei Bestandsgleise zusammen mit der A66 ein kompaktes, optimiertes Verkehrsband in der Kinzigau bilden würden. Dadurch kann auf die große Talbrücke südlich Wächtersbach in der bisher geplanten Form verzichtet werden, die Eingriffe im Bereich Kaltenborn/Neu-Wirtheim wären überflüssig und es gäbe spürbare Vorteile für den Regionalverkehr durch eine Verlegung des Bahnhofs Wirtheim sowie die Anhebung der Fahrtgeschwindigkeit von RegionalExpress-Zügen auf durchgehend 160 km/h.

Zu prüfen ist ferner die Möglichkeit einer Kombination der Varianten IV und VII im Bereich zwischen Schlüchtern und Flieden. Besonderer Wert wird auf die Schaffung leistungsfähiger Verknüpfungen mit der Bestandsstrecke gelegt, um im Plan- bzw. Störfall den Betrieb flexibler abwickeln zu können. Die DB wird angesichts von künftig erweiterten Regionalverkehrskonzepten sowie von Nutzungs- und Trassenkonfllkten zwischen ICE- und Güterverkehren u.a. im Rahmen der Verkehrslenkung in Tagesrandlagen den Südzulauf zwischen Flieden und dem wichtigen Knoten Fulda nochmals intensiv prüfen müssen. Hierbei darf auch der abschnittsweise Ausbau der Bestandsstrecke bis an die Bahnsteige in Fulda kein Tabu sein.

Fazit: Auf dem Weg zu einem tragfähigen Gesamtkonzept für das Bahndreieck Spessart ist das bundesweit beispielhafte Dialogverfahren einen bedeutenden Schritt weiter gekommen. Ziel sollte sein, noch vor der Sommerpause 2018 eine optimierte Antragsvariante zu ermitteln, die von der DB in das formelle Raumordnungsverfahren eingebracht werden kann. Auf Basis des BVWP 2030 sowie den auf Bundesebene im Koalitionsvertrag formulierten Maßnahmen für besseren Lärmschutz besteht damit die begründete Hoffnung, dass nach jahrelangem Planungsstillstand und vierjähriger ergebnisoffener Öffentlichkeitsbeteiligung die drückenden Engpässe im Bahndreieck zwischen Fulda, Frankfurt und Würzburg an zentraler Stelle im deutschen Schienennetz endlich so rasch wie möglich beseitigt werden!

Entwicklung für Kerzell enorm wichtig

Als Ortsvorsteher Kerzells freue ich mich natürlich sehr, dass bei den Planungen der Bahn die Variante V nun keine Rolle mehr spielt. Ein Ausbau der Bestandsstrecke wäre für den Ort Kerzell nicht mehr verkraftbar gewesen. Weitere Gleise, die mitten durch den Ort verlaufen wären, hätten den Ort komplett zerschnitten. Auch die Bauphase wäre für die Kerzellerinnen und Kerzeller enorm belastend gewesen. Kerzell hat sich durch die Bürgerinitiative Zu(g)kunft stets bei Dialogforen und Planungen durch konstruktive Arbeit eingebracht. Hier gilt mein besonderer Dank dem ersten Vorsitzenden Hermann Reith für sein engagiertes Wirken. Die Arbeit ist allerdings noch nicht erledigt. Wir bleiben am Ball und versuchen nun natürlich, dass unsere Bürgerinnen und Bürger vom Lärm weiter entlastet werden. Schließlich ist es weiterhin unser Ziel, entlang der bestehenden Strecke den bestmöglichen Schallschutz zu erreichen. Und natürlich können – nachdem Klarheit herrscht – die Planungen für neue Baugebiete in unserem Ort vorangetrieben werden. Hierzu stehen Gemeindeverwaltung und Ortsbeirat im engen Austausch.

Brand: „Schulterschluss in der Region für beste Ausbauvariante ICE-Strecke und mehr Lärmschutz“

Der Fuldaer Wahlkreisabgeordnete Michael Brand erklärte: „Es ist gut, dass unser jahrelanger Einsatz für den Ausbau konkrete Züge annimmt, daran hatten viele ja schon nicht mehr geglaubt. Jetzt auf der Zielgeraden ist absolut wichtig, bei allen unterschiedlichen Interessen einen Schulterschluss in der Region zu versuchen. Das erhöht die Chancen das Beste an Variante, auch an Lärmschutz und mehr zu erreichen. Zeitnah werden wir mit den Kommunen und BIs im Landkreis Fulda zu einem Treffen zusammenkommen, so haben wir das am Rande des Dialogforums verabredet, um möglichst viel rauszuholen. Je schneller desto besser, damit wir vor Auswahl der Antragsvariante bis zum 8. Juni möglichst gemeinschaftlich unsere Interessen stark verankern.“ +++


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