BI Umwelt Neuhof: Die Halde in den Fokus nehmen

Sickerwässer jetzt mit im Fokus bei der Lösungsfindung

Es ist gut ein Jahr vergangen, seitdem sich die Gemeinde Neuhof, der Konzern K+S und die BI Umwelt Neuhof auf eine Eckpunktevereinbarung verständigt und eine ergebnisoffene Prüfung von Maßnahmen zur Reduzierung der salzhaltigen Haldenwässer in Neuhof am Runden Tisch vereinbart haben. Noch bevor sich der Runde Tisch mit konkreten Lösungsansätzen beschäftigen kann, musste zunächst eine weitere entscheidende Vorfrage geklärt werden: Ob alle von der Halde herrührenden Wässer als „Haldenwässer“ in die Lösungsfindung am Runden Tisch einzubeziehen sind.

Während die BI mit Unterstützung der Gemeinde Neuhof die konsequente Einbeziehung aller salzhaltigen Wässer, so auch der unter der Halde in die Umgebung und das Grundwasser diffundierenden Sickerwässer, forderten, stellte sich K+S zunächst auf den Standpunkt, dass sich der Runde Tisch auf die von Haldenflanken abfließenden und in einem Ringgraben gefassten Wässer beschränken sollte. Dies hätte bedeutet, dass die unter der Halde austretenden Wässer unberücksichtigt geblieben wären, obwohl gerade von diesen, nicht gefassten Haldenwässern gravierende Umweltrisiken ausgehen. „Keiner weiß aktuell, wie es in und unter der Halde aussieht und was sich dort genau abspielt. Wir können aber nicht einfach so tun, als ob das egal wäre und es nur die Wässer gibt, die an den Flanken von der Halde abfließen“, kommentiert Hubert Enders, Vorsitzender der BI die Ausgangslage. Diese Meinungsverschiedenheit konnte erst nach intensiven Verhandlungen in einer Sondersitzung der Vertragsparteien des Eckpunktepapiers überwunden werden. Darin einigten sich die Parteien schließlich auf einen klarstellenden Nachtrag, wonach auch die unter der Halde austretenden Wässer zur Zielsetzung am Runden Tisch gehören. „Diese Klarstellung mutet simpel an, ist aber für uns ein Meilenstein, damit eine nachhaltige Lösung der Haldenwässerproblematik nicht nur an der Werra, sondern auch in der Umgebung in Neuhof überhaupt möglich werden kann“, ergänzt Hubert Enders.

Für die BI Neuhof liegt der Fokus nun darauf, dass so schnell wie möglich geeignete Maßnahmen im Rahmen der vereinbarten Eckpunkte am Runden Tisch geprüft werden. Begleitend dazu soll nach Ansicht der BI so schnell wie möglich eine Bestandsaufnahme durch ein unabhängiges Institut für die Prüfung des Zustands der Halde und die Wasserströme unter der Halde in Auftrag gegeben werden. „Spätestens seit dem Bekanntwerden der zunehmenden Versalzung im Haldenumfeld ist klar geworden, dass K+S mit der Halde ein ernstes Problem hat, und zwar ein Wasserproblem“, so Sven Hartmann, Vorsitzender der BI Neuhof und fügt hinzu: „Wir haben keine lokal begrenzte und harmlose Versalzung, wie K+S die sichtbaren Umweltschäden immer wieder darzustellen versucht. Inzwischen sind nicht nur große Flächen am Lützbach und am Rippbach versalzen, sondern nachweislich auch 3 Quellen im Haldenumfeld. Und: Die Versalzung nimmt immer weiter zu. Die Halde droht, außer Kontrolle zu geraten.“

Da es sich hier um komplexe Zusammenhänge handele, soll nach der Vorstellung der BI die Bestandsaufnahme Teil der ohnehin angedachten wissenschaftlichen Begleitung des Runden Tisches werden. „Wir haben dafür ein Leistungsverzeichnis erarbeitet, das die notwendigen geologischen, hydrogeologischen und physikalischen Untersuchungen der Halde und der abgehenden Sickerwässer umfasst.“ Bei der Beauftragung gelte es, nun keine Zeit zu verlieren. Hubert Enders merkt dazu an: „Man kann es kaum glauben, aber auch den Behörden liegen diese notwendigen Erkenntnisse nicht vor. Wir können aber doch nicht über endgültige Lösungen für die Zukunft reden, wenn wir den genauen Zustand in der Gegenwart nicht kennen. Allein durch Messungen und Monitoring ändert sich nichts. Auch ein bloßes Herumdoktern an den Symptomen, zum Beispiel durch die Anlage von Brunnen oder die Rückführung versalzener Quellwässer auf das Betriebsgelände, verschafft bestenfalls eine kurzfristige Entlastung, löst aber keineswegs langfristig das Problem. Wir brauchen daher eine genaue Klärung der Wirkzusammenhänge.“

Dieses Vorgehen ist nach Auffassung der BI vor allem auch deshalb nun vordringlich, da zu erwarten sei, dass K+S weiterhin auf eine Abdeckung der Halde in Neuhof setzen wird. „Wir haben K+S gemeinsam mit der Gemeinde aufgefordert, ihre aktuelle interne Planung – gewissermaßen als Startschuss für die inhaltliche Arbeit des Runden Tisches – vorzulegen und sehen es positiv, dass K+S kürzlich zugesagt hat, dem in der kommenden Sitzung am 11. Juni nachzukommen. Wir machen uns dabei aber keine Illusionen. Dass K+S von der Idee einer Haldenabdeckung mit belastetem Material grundsätzlich Abstand genommen hätte, erwarten wir nicht. Umso wichtiger ist daher im nächsten Schritt nun eine gründliche Bestandsaufnahme der Halde. Gerade im Falle einer Abdeckung würden nämlich unumkehrbare Fakten geschaffen. Eine mangelhafte Datenlage kann in diesem Fall zu fatalen Folgefehlern führen. Das gilt es im Interesse der Menschen und der Umwelt unbedingt zu vermeiden.“, so die Vertreter der BI weiter.

Die BI wird sich daher noch stärker dafür einsetzen, dass für die Haldenwässerproblematik eine nachhaltige und ressourcenschonende Lösung am Runden Tisch gefunden wird, die nicht bloß in erster Linie den wirtschaftlichen und strategischen Interessen des K+S-Konzerns entgegen kommt. Der Fokus müsse dabei auf dem Wasser liegen – auf dem abfließenden Flankenwasser und den Sickerwässern. „Nur wenn wir alle Zusammenhänge betrachten, werden wir weiterkommen. Denn Wasser sucht sich bekanntlich seine eigenen Wege, und diese Wege müssen wir rund um die Halde und vor allem unter der Halde ergründen, um wirklich zu einer zukunftsfähigen Lösung zu gelangen. Auch die Halde selbst bleibt ein Problem und kann ein unkalkulierbares Risiko für uns alle darstellen, solange wir keine sicheren Untersuchungsergebnisse haben und nicht wissen, wie es tatsächlich um den Berg steht, welche Umweltrisiken von ihm ausgehen und wie wir diesen langfristig begegnen können.“, gibt Hubert Enders zu bedenken. Der Runde Tisch wird am 11.06.2024 in Neuhof fortgesetzt. +++