Caritas: Projektwerkstatt für Menschen mit Behinderung

Kooperation mit der Hochschule Fulda

Unter Anleitung lernen die Menschen aus den Wohnbereichen und / oder Caritas-Werkstätten die praktische Anwendung von Computerprogrammen und den Umgang mit Social media. (Links im Bild Kursleiter Daniel Druschel). Foto: caritas

Wenn die drei roten Caritas-Busse immer donnerstags vormittags auf dem Campus der Hochschule Fulda vorfahren und gut 20 Menschen mit Behinderung erwartungsvoll den Fahrzeugen entsteigen, stehen „ihre“ Studentinnen und Studenten der Sozialen Arbeit schon bereit, um sie in Empfang zu nehmen. Gemeinsam mit ihrem Dozenten Daniel Druschel, der im Hauptberuf bei der Caritas-Eingliederungshilfe für Begleitetes Wohnen und „Unterstützte Kommunikation“ zuständig ist und am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule einen Lehrauftrag wahrnimmt, haben die angehenden Sozialpädagogen dann bereits eine Stunde zusammengesessen und das aktuelle Programm der von ihnen neu konzipierten Projektwerkstatt mit dem Titel „Circle Learning“ durchgesprochen. „Es geht in diesem Studienmodul um ganz viele wichtige Praxiserfahrungen für die Studenten“, erläutert Dozent Druschel. „In den ersten Wochen des Semesters wurde die Projektwerkstatt erdacht und konzipiert, in der sich Menschen mit unterschiedlichen Handicaps im Hochschulumfeld und in verschiedenen Themenfeldern weiterbilden können. Dazu wählen sie sich in angebotene Workshops ein, welche die Studenten ausrichten. Diese wiederum müssen sehen, ob ihr Angebot ankommt, ob das Workshop-Konzept in der Praxis trägt, und wie sie gegebenenfalls nachbessern können.“

So wird „Circle Learning“ für die beteiligten Studenten gleichzeitig ein Ort des Lehrens und Lernens. „Das Modul, das auf zwei Semester angelegt ist, erfordert eine solide Projektplanung“, so Druschel. „Der zweite Durchgang dann im Wintersemester mit neuen Teilnehmenden aus den Einrichtungen der Eingliederungshilfe bietet den Studenten die Möglichkeit, ihre Konzepte zu überarbeiten und weitere, vielleicht dann ganz andere Praxiserfahrungen zu machen, was für den späteren Beruf im sozialpädagogischen Feld auf jeden Fall sehr hilfreich ist.“
Zurück auf den Hochschul-Campus: Nach der Begrüßung der Ankömmlinge aus den Caritas-Einrichtungen steht immer als erstes ein „Warm-up“ auf dem Programm, bevor es in die verschiedenen Workshops von Circle Learning geht. Jeweils einer der Studentinnen und Studenten ist dafür verantwortlich. So soll man rasch miteinander „warm“ und die Atmosphäre locker werden. Diesmal hat sich die Studentin Marie Bauer ausgedacht, eine Art „Speed-Dating“ durchzuführen, damit sich alle bei wechselnden Gesprächspartnern gleich mit mehreren Teilnehmenden vertrauter machen können: Wie heißt du, wo wohnst du, was sind deine Hobbies? Anschließend verteilen sich die Gruppen: Marie Bauer geht mit ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern für den Medienworkshop in den Computerraum: „Heute wollen wir uns mit ‚Word‘ beschäftigen, um später am Ende des Semesters eine Einladung für unsere Abschlussveranstaltung zu erstellen“, sagt sie. „Es geht aber natürlich auch um Social-Media. Wir haben einen Instagram-Kanal für den Kurs eingerichtet, den wir dann auch gemeinsam mit Beiträgen füllen.“

Der parallel laufende Englisch-Workshop hat einen eigenen Seminarraum bezogen. Eine der Macherinnen, Christine Heil, freut sich, dass die Teilnehmenden sehr motiviert sind: „Wir waren erstaunt, wie viele Sprachkenntnisse vorhanden sind. Und letzte Woche waren wir nach dem Kurs auf einen Kaffee in der Mensa. Da haben einige einfach weiter englisch gesprochen: Coffee with milk and sugar, please! Ist doch toll“, lacht sie. Auch der Mathe-Workshop für Alltagsmathematik, um beispielsweise beim Einkaufen die anfallenden Kosten ein wenig besser zu überschauen, hat seine Anhänger gefunden. Ein Sportkurs ist dagegen nicht zustande gekommen. „Wir hatten uns überlegt, dass es eher spielerisch zugehen sollte – mit Ballsport und Bewegungsübungen“; erklärt Maxim Meister, der jetzt im Mathe-Workshop mitarbeitet. „Schade, aber vielleicht klappt es mit dem Sportkurs ja dann im nächsten Semester.“ Der Kreativ- und Schreib-Workshop schließlich, in dem es um Upcycling und – auf Wunsch einer Teilnehmerin – auch um lyrisches Schreiben gehen soll, hat sich heute gleich auf dem Campus an einem Tisch in der Sonne sein Plätzchen gesucht. Aus alten Milchpackungen und Konservendosen werden da nun coram publico Windlichter für die anstehenden lauen Sommerabende gebastelt.

Daniel Druschel freut sich, dass die Studenten und die Caritas-Betreuten gut miteinander klarkommen und die Kurse allen Beteiligten Spaß machen. „Wir hatten auch keine Probleme damit, bei der Eingliederungshilfe in den Wohneinrichtungen und den Werkstätten Interessierte zu finden, die teilnehmen wollen. Im Gegenteil ist bereits der Herbstkurs auch schon voll. Und ich bin mir sicher: Über das eigentliche Lernprogramm hinaus nehmen sowohl die Studenten als auch die Menschen mit Behinderung gute Erfahrungen aus dieser Veranstaltung mit. Gerade für Menschen mit psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen ist es bedeutsam, dass sie solche Angebote wahrnehmen können. Wenn das Konzept sich bewährt, möchten wir die Circle Learning auch in Zukunft als Studienmodul hier im Rahmen des Studienganges Soziale Arbeit weiterführen!“ +++