Deutsche Bahn erneut mit Notfahrplan während GDL-Streik

Kubicki: Flüchtlingsthema wird Wahlkampf bestimmen

Die Deutsche Bahn stellt beim angekündigten zweiten Streik der Lokführer-Gewerkschaft (GDL) erneut einen Notfahrplan auf. Das bundesweite Angebot im Fernverkehr werde wieder auf rund ein Viertel reduziert, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Im Regional- und S-Bahnverkehr peile man erneut etwa 40 Prozent des Zugverkehrs an. Die Anzahl der angebotenen Züge werde jedoch je nach Region stark schwanken. Im Güterverkehr wolle man gemeinsam mit externen Partnerbahnen „versorgungsrelevante Züge“ aufs Gleis setzen. In der zweiten Streikwelle sollen nach Angaben der Bahn mehr Züge fahren als bei ersten Streik in der vergangenen Woche.

Im Fernverkehr sollten etwa 20 zusätzliche Züge pro Tag unterwegs sein, etwa zwischen Berlin und Bayern oder auch auf der Strecke zwischen Hamburg/Berlin, Flughafen Frankfurt und Stuttgart, hieß es. Dabei hätten die besonders stark genutzten Verbindungen sowie die Anbindung wichtiger Bahnhöfe und Flughäfen Priorität. Auf ausgewählten Hauptachsen sei wieder ein zweistündliches Angebot vorgesehen. Dennoch fordert der Konzern Fahrgäste auf, Ihre Reise auf die Zeit vor oder nach dem Streik zu verschieben. Man könne nicht garantieren, dass alle Reisenden wie gewünscht an ihr Ziel kommen. Bereits gebuchte Tickets ab Freitag flexibel genutzt werden könne. Diese Möglichkeit wird laut Bahn auf zehn Tage nach Streikende ausgedehnt. Alle bereits gebuchten Fahrkarten des Fernverkehrs für Strecken, die vom 23. bis einschließlich 24. August vom GDL-Streik betroffen sind, behalten demnach ihre Gültigkeit – sie bis einschließlich 4. September genutzt werden. Bei „Sparpreisen“ und „Super Sparpreisen“ wird die Zugbindung aufgehoben. Zudem könnten Fahrkarten kostenfrei erstattet werden, teilte die Bahn mit. Am Freitagmittag hatte die GDL den weiteren Ausstand bei der Deutschen Bahn angekündigt. Dabei wird der Personalverkehr von Montag, 2 Uhr, bis Mittwoch, 2 Uhr, bestreikt. Ab 25. August erwartet die Bahn wieder einen „weitgehend regulären Bahnbetrieb“.

Fahrgastverband will Streikfahrplan nach italienischem Vorbild

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ fordert Gewerkschaften und Bahn-Management auf, künftig einen verbindlichen Streikfahrplan nach italienischem Vorbild aufzustellen. „Wir fänden es gut, wenn in Friedenszeiten ein Streikfahrplan festgelegt würde, wie es ihn in Italien bereits gibt“, sagte der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Mit einem verbindlichen Streik-Fahrplan könnten sich Reisende darauf einstellen, welche Züge fahren und welche nicht. Zu dem am Freitag angekündigten zweiten Streik der Lokführergewerkschaft GDL im aktuellen Arbeitskampf sagte Naumann: „Natürlich dürfen Gewerkschaften streiken, um Lohnforderungen durchzusetzen. Das ist ihr legitimes Recht.“ An der aktuellen Vorgehensweise der Lokführer habe er nichts zu bemängeln, so der Fahrgastvertreter weiter. „Unsere Forderung, einen Streik mindestens 24 Stunden vorher anzukündigen, wurde erfüllt. Wir finden es auch gut, dass nicht am Wochenende gestreikt wird“, sagte Naumann. „Natürlich finden Fahrgäste Bahnstreiks nie toll, aber wenn schon gestreikt wird, dann bitte so“, fügte er hinzu. Sorge bereiten Pro-Bahn die aktuellen Drohungen der Gewerkschaft EVG, ebenfalls in den Arbeitskampf zu gehen, falls die konkurrierende GDL einen besseren Tarifabschluss erreicht. „Es ist der große Wunsch von Pro Bahn, dass sich alle Gewerkschaften und das Bahn-Management an einen Tisch setzen“, so Naumann. „In Rom gibt es das Konklave, das erst verlassen werden darf, wenn man sich auf einen neuen Papst geeinigt hat. In dieser Hinsicht könnte die katholische Kirche ein Vorbild für die Bahn sein“, so der Fahrgast-Vertreter.

Kubicki: Flüchtlingsthema wird Wahlkampf bestimmen

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hat dem Vorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, vorgeworfen, sich auf Kosten der Fahrgäste profilieren zu wollen. Auch zehntausende Betriebe würden unter der Blockade des Güterverkehrs leiden, sagte BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Jeder Tag dieses Bahnstreiks, dessen Rechtmäßigkeit sogar vom DGB angezweifelt wird, kostet die Wirtschaft rund 100 Millionen Euro.“ Die Bahn sollte deshalb prüfen, inwieweit Weselsky und seine Gewerkschaft „für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden kann“, so Jerger.

Kubicki: Flüchtlingsthema wird Wahlkampf bestimmen

er SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kritisiert den Zeitpunkt des erneuten Arbeitskampfes der Lokführer. „Dieser Streik kommt zur Unzeit“, sagte er der „Bild“. Man befinde sich am Beginn einer „fulminanten“ vierten Corona-Welle, die vor allem Kinder und deren Eltern gefährde. „Die Mitarbeiter der Bahn haben jedes Recht zu streiken, nur wäre aus epidemiologischer Sicht ein späterer Zeitpunkt besser“, so Lauterbach. Er selbst komme aus einer Arbeiterfamilie und habe oft miterlebt, wie sein Vater als Vorarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen die Arbeit niederlegte. „Ich muss mich von Herrn Weselsky also nicht über das Recht zu streiken belehren lassen“, sagte der SPD-Politiker zu Weselskys öffentlicher Kritik an Lauterbachs Warnungen vor Streiks inmitten der Corona-Pandemie. Er solidarisiere sich mit dem Personal und den Forderungen nach mehr Personal und Lohn, fügte der Gesundheitspolitiker hinzu. +++