Dr. Alois Rhiel bei antonius verabschiedet

Das Amt legt er nieder, aber das Herz bleibt bei antonius

Herzlich, erfrischend, wertschätzend: Die antonius-Gemeinschaft hat in einer würdigen Feier am Dienstag, 2. Juli 2024, Dr. Alois Rhiel als Vorsitzenden der Bürgerstiftung „antonius : gemeinsam Mensch“ verabschiedet. Aber nicht so ganz: denn dem Netzwerk und seinen Menschen bleiben der frühere Fuldaer Oberbürgermeister und seine Frau Christiane weiter eng und sogar ehrenamtlich aktiv verbunden. Das wäre auch gar nicht anders denkbar: Immerhin besteht die Verbindung des 73-Jährigen zu antonius schon bald 70 Jahre.

Alois Rhiel war erst fünf oder sechs Jahre alt, als er regelmäßig seine Tante besuchte, die als Vinzentinerin bei antonius wirkte. Und auf den Tag genau 40 Jahre, nachdem er zum Bürgermeister von Fulda gewählt worden war, vollzog er nun satzungsgemäß den Abschied vom Vorsitz des Stiftungsrates der Bürgerstiftung. Ein Datum, das er einst quasi selbst mitbestimmt hatte. Denn Alois Rhiel gestaltete die heute gültige Struktur von antonius mit, die unter anderem eine Alters- und Amtszeitbegrenzung vorsieht. Bischof Michael Gerber, einer der Laudatoren bei der Feier in der Festscheune von antonius, stellte in diesem Zusammenhang treffend fest, dass antonius „ohne das Wirken von Alois Rhiel heute wahrscheinlich anders aussehen würde“. Denn nach der Zeit der Vertrauenskrise Mitte der 1990-er Jahre infolge der Veruntreuungen des damaligen Direktors war es unter anderem Dr. Rhiel, der dafür gekämpft hatte, dass antonius selbständig bleibt.

Er war es, der den heutigen Vorstand Rainer Sippel für die Einrichtung gewann und zusammen mit anderen honorigen Fuldaer Bürgern die Förderstiftung St. Antonius aus der Taufe hob. Sie hat bis heute zahlreiche richtungsweisende Projekte wie das Kinderhaus, den Zitronenfalter, die Arbeitsschule Startbahn, die Kindertagesstätte ambinius oder die Kooperation mit den Franziskanern auf dem Frauenberg auf den Weg gebracht. Auch weitere Änderungen in Führung und Aufsicht des Netzwerks tragen stark die Handschrift Rhiels. Ihm ging es immer darum, antonius selbständig und zukunftssicher zu aufzustellen – und wie ihm die Laudatoren bescheinigten, ist ihm dies offensichtlich gelungen. Daneben ist Rhiel wichtig, was er als „den Wesenskern von antonius“ beschreibt, nämlich die Überzeugung, dass jeder Menschen zu Entwicklung fähig ist und die christliche Nächstenliebe hier die Basis allen menschlichen Miteinanders ist. „Diese Grundprinzipien werden antonius auch in Zukunft unverwechselbar und attraktiv machen“, zeigte sich Rhiel überzeugt.

Zufrieden stellte er fest, dass antonius „wie nie zuvor zu einem selbstverständlichen Teil der Stadtgesellschaft geworden ist“. Das machte er unter anderem fest an der Zahl von 300 Ehrenamtlichen, an den vorbildlichen Unternehmenspartnerschaften, der erfreulichen finanziellen Unterstützung für antonius-Projekte und die hohe Zahl an Mandatsträgern aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, die sich in die Gremienarbeit einbringen. antonius schaffe den Rahmen, in dem sich der einzelne engagieren könne und halte dafür vielfältige Lern-, Arbeits-, Wohn- und Begegnungsräume bereit. „Hier können die Schritte vom Ich zum Du gut gelingen“, sagte Rhiel, der festellte: „Gerade wir ehrenamtlich Engagierte erleben dabei das Glück, dass unser Geben ein noch viel wertvolleres Empfangen bereithält.“

Michael Wißler, stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsrat, wird das Gremium kommissarisch weiter führen, bevor im September ein neuer Vorsitzender gewählt wird. Er zeichnete die Stationen von Rhiel bei antonius nach und würdigte dessen Fähigkeit, Menschen für antonius begeistern zu können. Viele dieser Personen seien heute bei antonius aktiv. Rhiel habe im Netzwerk eine bleibende Handschrift hinterlassen und die Weichen gut gestellt. Wißler versprach, diese Arbeit im Sinne Rhiels weiterzuführen. „Große Anerkennung und Respekt“ zollte auch Gerhard Möller, Vorsitzender der St.-Antonius-Stiftung, Dr. Rhiel. Möller, einst selbst Oberbürgermeister von Fulda, würdigte die Leistung Rhiels „in schwieriger Zeit“. Dieser habe mitgeholfen, antonius danach auf einen erfolgreichen Kurs einzuschwören. Dass Rhiel so lange die Wegstrecke von antonius begleitet habe, sieht Möller als „Glücksfall“. Der amtierende Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld merkte schmunzelnd an, er wollte gar nicht so sehr von einer Verabschiedung sprechen. Es sei wohl eher wie bei einer Pilgerreise, bei der man abends dankbar für den Tag und gleichzeitig voller Vorfreude auf den Morgen sei, der neue Herausforderungen mit sich bringe. Aufgaben gäbe es für Herrn Rhiel sicher genug. Mit Blick auf dessen Vita war Wingendfeld überzeugt, dass Rhiel wohl nur deshalb eine so lange und intensive Verbindung zu Fulda aufgebaut habe, weil er schon in jungen Jahren regelmäßig bei antonius ein und aus gegangen sei. „Sie haben Fulda geprägt wie antonius sie geprägt hat“, sagte Wingenfeld an Rhiel gewandt. Dabei habe Rhiel immer als Bürger und Mensch gehandelt.

Ähnlich sprach Bischof Michael Gerber, für den Alois Rhiel in seiner Arbeit für antonius ein „Zeugnis als Christ, Politiker und Mensch“ abgelegt habe. Rhiels langjähriger Weggefährte, der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, hatte zur Freude Rhiels den gemeinsamen Freund Kardinal Alvaro Ramazzini aus Guatemala mitgebracht – und ein Plädoyer für antonius. Wie Schick ausführte, tue antonius den Menschen Gutes, nicht nur jenen, die hier wohnten. „Denn auch ich bekomme hier mehr zurück, als ich gebe, innere Freiheit, Frieden, Freundlichkeit“, sagte Schick. Die Arbeit von antonius und anderen Einrichtungen sei wichtig, „denn eine Gesellschaft, die Menschen mit Behinderungen ohne Vorbehalte in sich aufnimmt, sorgt für eine menschliche Gesellschaft“. Im Gegensatz dazu herrsche dort Unmenschlichkeit, wo diese Menschen ausgegrenzt würden. Rainer Sippel, Vorstand von antonius, sagte, Dr. Rhiel habe „viele Brücken gebaut in die Gesellschaft, die uns heute noch gut tun“. Richtungsweisend sei bis nach wie vor, dass Dr. Rhiel, den er als seinen persönlichen Mentor bezeichnete, nach der Krise darauf gedrängt habe, dass antonius unabhängig bleibe.

Nach wie vor bringe sich Rhiel mit wertvollen Impulsen ein und stehe für eine „neue Ordnung für Führung und Aufsicht“, die antonius zukunftsfest mache. Als Dank überreichte er Rhiel einen Holzkreis, der aus vielen unterschiedlichen Hölzern zusammengesetzt ist, unter anderem aus einem Stück von der Blutbuche, die noch von der Stifterin Maria Rang gepflanzt worden sein soll. Während Rhiel zwar aus dem Amt scheidet, antonius aber verbunden bleibt, verlassen die Schwestern Denise und Peena nach jeweils zwölf Jahren den Konvent des Ordens der „Dienerinnen der Armen“ bei antonius und übernehmen an anderer Stelle neue Aufgaben. Auch ihnen galt der Dank von Dr. Rhiel und Rainer Sippel. Die Feier wurde musikalisch umrahmt von antonius-Chor. Danach unterhielten sich die Gäste noch angeregt bei Getränken und einem Imbiss. +++ pm