Gemeindepflege als neues Angebot im Landkreis Fulda

Ergänzung zu Pflegestützpunkt

Die meisten Menschen sind irgendwann auf Hilfe und Pflege angewiesen. Die Gründe hierfür, der Zeitpunkt und das Maß an benötigter Unterstützung sind vielfältig und individuell – viele Betroffene und auch ihre Angehörigen stehen aber meist vor denselben Herausforderungen. Hilfreich ist dann eine gute Beratung. Eine feste Größe in der Beratungslandschaft der Region ist bereits seit gut 13 Jahren der Pflegestützpunkt. In 2024 ist mit der Gemeindepflege ein weiteres Angebot im Landkreis Fulda hinzugekommen: Ziel ist, dass Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben können.

Wo finde ich einen Heimplatz oder einen Pflegedienst? Wie beantrage ich einen Pflegegrad? Welche Leistungen bietet die Pflegeversicherung? Was tun bei Demenz? Welche Entlastungsmöglichkeiten gibt es für pflegende Angehörige? In Fragen rund um Pflege, Behinderung und Versorgung in der Häuslichkeit erhalten gesetzlich Versicherte aus Stadt und Landkreis Fulda beim Pflegestützpunkt eine qualifizierte, trägerneutrale Beratung. Der Pflegestützpunkt mit Sitz im Behördenhaus am Schlossgarten ist eine gemeinsame Einrichtung der gesetzlichen Pflege- und Krankenkassen und des Landkreises, die eine Pflege- und eine Sozialberatung anbietet.

Schon seit der Eröffnung Ende 2010 bietet Andreas Heinz die Pflegeberatung an. Sein ehemaliger Kollege Martin Kersting, der ebenfalls seit Beginn dabei war, ist nun im Ruhestand. Die Sozialberatung wird seit Februar 2024 von Christina Marg durchgeführt. Die Diplom-Pädagogin hat zuletzt seit 2009 im Kreisjobcenter in der Arbeitsvermittlung für schwerbehinderte Menschen und Rehabilitanden gearbeitet und profitiert in ihrer neuen Aufgabe von ihrer Erfahrung. „Die Lebenswelten sind mir bekannt, es gibt viele Überschneidungen“, sagt die 44-Jährige. „Viele Menschen wissen nicht, wie viele Möglichkeiten der Unterstützung ihnen offenstehen.“ Das Team des Pflegestützpunkts leistet hier Orientierungshilfe und gibt unter anderem Auskunft zur Auswahl und Inanspruchnahme von Sozialleistungen und Hilfsangeboten. Hierfür arbeitet der Pflegestützpunkt mit allen Einrichtungen und Diensten zusammen, die mit Fragen der Prävention, Rehabilitation und Hilfen zur Lebensgestaltung befasst sind.

Neu ist seit diesem Frühjahr die Gemeindepflege: ein kostenfreies, vom Land Hessen gefördertes Beratungsangebot für alle Bürgerinnen und Bürger, die im Alter so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrem gewohnten Zuhause leben möchten. Für den Landkreis Fulda hat diese Aufgabe Mona Mühling übernommen. „Ziel ist, vorbeugend zu arbeiten – also schon möglichst vor einer Pflegebedürftigkeit zu sehen, wo Unterstützung benötigt wird“, erklärt Mühling. Die 35-jährige gelernte Altenpflegerin hat zuletzt als Pflegedienst- und Einrichtungsleitung gearbeitet. Als Gemeindepflegerin für den Landkreis Fulda ist ihre Aufgabe nun die Verweisberatung, also zu beraten und zu vermitteln: Mit Fokus auf der medizinischen und pflegerischen Versorgung, der Unterstützung im Alltag und der sozialen Teilhabe vermittelt sie geeignete Angebote und Hilfen vor Ort und stellt Kontakte her. „Dazu gehören ambulante Pflegedienste genauso wie Seniorenkreise oder hilfreiche Nachbarschaftsinitiativen. Denn zu den zentralen Zielen gehört auch, Vereinsamung zu verhindern“, betont Mühling.

Mit der Gemeindepflege will das Land Hessen bestehende Beratungsstrukturen ergänzen, indem ein Lückenschluss zwischen ärztlicher und pflegerischer Versorgung sowie Angeboten der sozialen Teilhabe hergestellt wird. Hierfür war und ist im Landkreis Fulda zunächst Netzwerkarbeit notwendig: Mona Mühling hat nicht nur mit den verschiedenen Leistungsträgern, Institutionen und Vereinen, sondern auch gezielt mit den Seniorenbeauftragten der Gemeinden und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern Kontakt aufgenommen. „Denn um die Gemeindepflege möglichst wohnortnah anbieten zu können, soll es langfristig in jeder Stadt und Gemeinde feste Sprechzeiten vor Ort geben“, sagt Mona Mühling. Aber auch Hausbesuche sind nach Absprache möglich. Hierfür können sich Bürgerinnen und Bürger direkt an die Gemeindepflegerin wenden und Termine vereinbaren. „Ich freue mich darauf, gemeinsam Lösungen zu finden, die zu den individuellen Bedürfnissen passen.“
Auch die Zusammenarbeit mit dem Pflegestützpunkt wird künftig eng sein: Wenn rechtliche Beratung benötigt wird – zum Beispiel zum Beantragen von Leistungen –, vermittelt Mona Mühling an Andreas Heinz und Christina Marg weiter. „Andererseits profitiert der Pflegestützpunkt von der Gemeindepflege“, sagt Marg: „Wenn wir feststellen, dass jemand, der sich für gesetzliche Leistungen an uns wendet, noch andere Bedarfe hat – zum Beispiel, weil soziale Kontakte fehlen –, können wir ihn zusätzlich zu unserer Beratung auf das Angebot der Gemeindepflege aufmerksam machen.“ +++