Gesundheitsminister fürchtet Rückschlag bei Impfstoff-Entwicklung

Spahn hofft auf WHO-Verbleib der USA

Vor den Beratungen des Kabinetts zur Priorisierung eines künftigen Corona-Impfstoffs hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor zu viel Optimismus gewarnt. „Wir rechnen und planen damit Anfang nächsten Jahres. Aber bei einer Impfstoff-Entwicklung kann es auch immer noch einen Rückschlag geben“, sagte Spahn der „Bild-Zeitung“. Niemand könne ausschließen, „dass es selbst kurz vor der Zielgeraden noch etwas gibt, wo man sagt: Nein, diesen Impfstoff kann man nicht zulassen“.

Nach Fertigstellung eines Impfstoffes werde es zudem Monate dauern, bis Deutschland wirklich ganz durchgeimpft ist. „Weil das ja auch eine enorme Logistik erfordert“, so Spahn. Bei Transport und Lagerung eines Impfstoffs könne im Notfall „unterstützend auch die Bundeswehr“ helfen. Bei der Verteilung eines Impfstoffs werde es „mobile Teams geben, die in Krankenhäuser oder eben auch in Pflegeheimen dann impfen“, kündigte der Bundesgesundheitsminister an. Gleichzeitig rief der Gesundheitsminister alle Deutschen zu einer breiten Diskussion auf, welche Bevölkerungsteile zuerst geimpft werden sollten. „Ich finde es wichtig, dass es eine politische, aber auch gesellschaftliche Debatte gibt an jedem Mittagstisch, in der Familie oder auf der Arbeit, wer zuerst geimpft werden sollte: Derjenige, der beruflich das größte Risiko hat. Derjenige, der Risikogruppe ist. Oder derjenige, der besonders viel Kontakt zu anderen hat“, sagte Spahn der „Bild“. Spahn kündigte an, dass sich auch der Bundestag mit dieser Frage gesetzlich befassen werde: „Bei diesem Impfstoff in dieser pandemischen Lage macht es schon Sinn, das das nochmal gesetzlich rückgekoppelt wird“, so der Bundesgesundheitsminister. Eine konkrete Priorisierung könne aber erst dann beschlossen werden, „wenn wir mehr über den Impfstoff wissen“, so Spahn zu „Bild“.

Spahn hofft auf WHO-Verbleib der USA

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wirbt nach der Wahl des Demokraten Joe Biden zum neuen US-Präsidenten darum, dass die USA ihren erklärten Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rückgängig machen. Er wünsche sich für die globale Pandemie-Bekämpfung, „dass die USA unser Partner bleiben auch in der Weltgesundheitsorganisation“, sagte Spahn in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Noch seien die USA ja drin. „Und die Frage, ob wir Weltgesundheit in der Pandemie in den 20er Jahren gestalten können oder nicht, hängt auch davon ab, ob die USA mitmachen oder nicht.“ Die Hoffnung, dass die Zahl der Corona-Fälle unter einem Präsidenten Biden schnell zurückgehen werde, wies der Minister zurück: „In den USA, da kann ja auch nicht einer zentral durchregieren, da gibt es ja auch noch die Bundesstaaten“, so Spahn. Anderen Äußerungen aus der Bundesregierung, die sich erleichtert zeigten über die Abwahl Donald Trumps, wollte sich Spahn nicht anschließen: „Ich kann mit dieser Art der Debatte nichts anfangen“, sagte er. Es sei „unsere Aufgabe, als Vertreter der Bundesregierung mit den gewählten Vertretern der Regierung zusammenzuarbeiten“. Die „große Aufgabe“ für Biden und die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris sei nun, Amerika „überhaupt wieder zusammenzuführen“, so der Gesundheitsminister. +++