Ingmar Jung: Hilfe für Leute, die „plötzlich allein“ sind

500.000 Euro für ein Pilotprojekt zu Alltagskompetenzen bereit

Damit der Verlust eines Lebenspartners nicht zur Aufgabe des eigenen Haushalts führt, schafft Hessen jetzt ein maßgeschneidertes Angebot für Hilfe und Beratung. Die plötzliche Abwesenheit der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners kann Krisensituationen auslösen. „Wenn Menschen – gerade im alter – plötzlich allein sind, stellen sich neben dem persönlichen Schicksal häufig auch praktische Probleme, zum Beispiel im Umgang mit Finanzen oder der Hauswirtschaft. Im schlimmsten Fall droht sogar der Verlust des Eigenheims, wenn man sich nicht mehr selbst versorgen kann. In dieser Lage wollen wir den Menschen helfen.“, erklärt Verbraucherschutzminister Ingmar Jung.

Auch im Alter kann man noch die Kompetenzen erwerben

Doch es gehe auch anders. Erfahrungen aus der Praxis hätten gezeigt, dass man die nötigen Alltagskompetenzen auch noch im fortgeschrittenen Alter erwerben kann. Der Verband DHB – Netzwerk Haushalt (Korbach) hat dazu ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt entwickelt, das vom Land Hessen mit 500.000 Euro gefördert wird. „Das ist wirklich gut investiertes Geld“, betont Jung. Er ergänzt: „Gerade auf dem Land wollen die Menschen bis ins hohe Alter im eigenen Haus leben und sich selbst versorgen. Das kann und darf nicht daran scheitern, dass es ihnen an Fähigkeiten zum Waschen, Kochen und Putzen mangelt – oder am Wissen um Versicherungen, Steuer und die Spareinlagen.“ Der Projektname lautet passend dazu: „Plötzlich allein – Wege, den Alltag zu meistern“.

Rund 1.000 Betroffene in Hessen können sich 2024 beraten lassen

Die Landesvorsitzende des DHB – Netzwerk Haushalt, Anne Mitschulat (Korbach), berichtet, dass die ersten Versuche zur Qualifizierung erfolgreich verlaufen seien. Bereits erfolgreich wurden in der Vorbereitungsphase seit August vergangenen Jahres 440 aufsuchende Beratungen mit rund 700 Einsatzstunden geleistet. An verschiedenen Standorten nahmen bei zehn offenen Treffs 120 Personen teil.

Je nach dem Umfang der Beratung könnten weitere rund 1.000 Betroffene in Hessen in diesem Jahr von dem kostenlosen Angebot profitieren. Neben der Beratung im eigenen Haushalt, bei dem speziell ausgebildete Lotsen zum Einsatz kommen sollen, seien an vielen Orten auch Treffpunkte für Leute geplant, die „plötzlich allein“ seien und Gemeinschaft suchten. Dazu zählten sogenannte „Mittagstreffs“ oder gemeinsame Kochkurse. Interessierte können sich über die Projekt-Homepage www.ploetzlich-allein.de oder unter der Telefonnummer (0175) 3564712 zu den üblichen Geschäftszeiten informieren.

Die Maßnahme, mit der das Land und der DHB zunächst ausprobieren wollen, welche Angebote möglich und nötig sind, läuft noch bis zum Jahresende. Sie soll als eine Art „Kickstarter“ für Dritte dienen. Nach Abschluss des Projekts werden die Informationen allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise können dann Nachbarschaftsinitiativen, Vereine oder Verbände im Land damit weiterarbeiten. So kann es u.a. auch als Vorbild für weitere Maßnahmen überall in der Bundesrepublik dienen. +++