Jüdische Studierende üben Kritik an Fuldaer AStA

Forderung nach mehr Zivilcourage und Verantwortungsübernahme im Kampf gegen Antisemitismus

Die Vergessenskurve auf dem Campus der Hochschule Fulda. Foto: fdi

Die aktuellen politischen Debatten in Hessen, ausgelöst durch den anhaltenden Krieg im Nahen Osten, haben die Hochschule Fulda erreicht und führen zu intensiven Diskussionen über die Grenze zwischen legitimer Kritik an der israelischen Regierung und Antisemitismus. Diese Thematik ist besonders sensibel und komplex, wie die jüngsten Ereignisse an der Hochschule zeigen.

Jüdische Studierende an der Hochschule Fulda haben den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule kritisiert, da dieser ihrer Meinung nach Antisemitismus nicht erkenne. Diese Anschuldigung unterstreicht die Herausforderungen, denen sich Bildungseinrichtungen gegenübersehen, wenn sie eine ausgewogene und differenzierte Position in einer emotional aufgeladenen Debatte einnehmen müssen.

Die Gruppe SFP und der Brief des AStA Fulda

Eine neue Gruppe am Campus, die sich „Students from Hesse for Palestine“ (SFP) nennt, hat sich aufgrund der aktuellen Lage in Gaza gebildet. Der AStA Fulda hat zudem in einem Brief vom 15. Mai 2024 an das Hochschulpräsidium und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) deutlich gemacht, dass er sich gegen die Erweiterung des Antisemitismusbegriffs auf die IHRA-Definition ausspricht.

Die Hochschultage

Der AStA Fulda genehmigte einen Stand der SFP bei den Hochschultagen, einem dreitägigen Kulturfestival, das seit fast 40 Jahren stattfindet und durch die Studierendenschaft, die Hochschule und die Stadt Fulda finanziert wird.

Kritik an SFP

Die Vereinigung Jüdischer Studierender Hessen (VJSH) äußerte starke Kritik an der Gruppe SFP. Sie werfen der Gruppe vor, Antisemitismus, israelbezogenen Judenhass und eine Verharmlosung des Holocausts zu verbreiten. Zudem werden Aktivitäten der Gruppe als Sympathie für die kriegsverbrecherische Terrororganisation Hamas gedeutet, die in Deutschland verboten ist.

Forderungen und Verantwortungsübernahme

Jüdische Studierende fordern mehr Zivilcourage und Verantwortungsübernahme im Kampf gegen Antisemitismus. Sie empfehlen dem AStA Fulda eine Sensibilisierung und Selbstaufklärung in Sachen Antisemitismus sowie eine öffentliche Verurteilung antisemitischer Vorfälle durch SFP.

Verstöße gegen den Verhaltenskodex

Der VJSH sieht mindestens zwei Verstöße gegen den Verhaltenskodex der Hochschultage durch SFP und fordert den AStA Fulda auf, entsprechende Maßnahmen zu prüfen und durchzuführen. Die VJSH betont die Wichtigkeit der Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, warnt jedoch vor der Nutzung dieses Anliegens zur Verbreitung antisemitischer Narrative. Sie fordern klare Distanzierungen von antisemitischen Positionen seitens der Hochschule und der Stadt Fulda. Insgesamt zeigt dieser Fall die Notwendigkeit, dass Bildungseinrichtungen klar und entschlossen gegen Antisemitismus vorgehen und gleichzeitig einen Raum für legitime politische Debatten und Solidaritätsbekundungen schaffen. Die komplette Stellungnahme finden Sie hier.

Hochschulleitung will vermitteln

Die Hochschulleitung der Hochschule Fulda, vertreten durch Präsident Professor Dr. Karim Khakzar, erkennt die Notwendigkeit einer vermittelnden Rolle in der aktuellen Debatte um die pro-palästinensischen Aktivitäten und deren Kritik. Khakzar beschreibt die Situation als eine „aufgeladene Stimmung“ zwischen den pro-palästinensischen Aktivisten und ihren Kritikern, insbesondere den jüdischen Studierenden, die dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) vorwerfen, Antisemitismus nicht adäquat zu erkennen und zu bekämpfen. Die Vermittlungsbemühungen der Hochschulleitung unter Präsident Khakzar und die moderierende Rolle des AStA sind entscheidend, um die angespannte Lage an der Hochschule Fulda zu beruhigen. Durch einen offenen Dialog und gezielte Maßnahmen kann die Hochschule ein Umfeld schaffen, in dem alle Studierenden ihre Meinung frei äußern können, ohne Angst vor Diskriminierung oder Einschüchterung haben zu müssen.  +++