Landräte Arnold und Görig für mehr Unterstützung der heimischen Schäferei

Lauterbach. Die Schäfer der Wetterau und des Vogelsberges prägen unsere Landschaft und sorgen mit ihren Herden dafür, dass seltene Lebensräume erhalten werden und umweltgerecht erzeugtes Fleisch auf die Teller kommt. Leider stehen viele Betriebe mit dem Rücken zur Wand. Die Landräte des Wetteraukreises und des Vogelsbergkreises, Joachim Arnold und Manfred Görig, fordern jetzt die Landesregierung auf, ihren Spielraum besser zu nutzen.

Die beiden Vorsitzenden der Schäfervereine Hessen-Nassau und Vogelsberg Harald Schmid und Wolfgang Pschierer haben immer weniger Schafe in ihren Mitgliedsbetrieben: Seit 2000 ist die Zahl der Schafe in Deutschland um ein Drittel gesunken. In hessischen Betrieben wurden 2013 12% weniger Schafe gehalten als 2011. Viele Betriebe erwirtschaften nicht einmal Mindestlohnniveau.

Und das, obwohl die Betriebe eigentlich genau das tun, was jeder gut findet: Natur schützen und umweltschonende, leckere Lebensmittel produzieren. „Diese Betriebe sollten der hessischen Landesregierung mehr wert sein als das, was bisher an Vorschlägen auf dem Tisch liegt“, meinen die beiden Landräte und fordern die Landesregierung auf, die vorhandenen Spielräume bei der Agrarpolitik ab 2015 besser im Sinne der Schäfer zu nutzen.

Beide Landkreise haben Naturschutzprojekte am Laufen, denen die Schäferei besonders am Herzen liegt: das LIFE-Projekt „Wetterauer Hutungen“ und das „Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg“. Beide möchten seltene Grünlandgesellschaften und Heiden bewahren, die ohne Schäfereien und andere Tierhalter nicht erhalten werden können. Und ohne ausreichend Geld aus den Agrartöpfen der EU, des Bundes und der Länder können Naturschutzprojekte wenig ausrichten, da der Strukturwandel immer weiter voranschreitet und die Nutzer mit ihren Tieren fehlen.

Dabei hat die Europäische Union den Ländern einen Weg eröffnet, wie den Schäfereibetrieben und anderen extensiv wirtschaftenden Tierhaltern geholfen werden kann: Die Wiedereinführung einer an die Zahl der Tiere gekoppelten Weideprämie ist laut EU-Vorgaben möglich und Länder wie Frankreich gehen diesen Weg. Deutschland lehnt dies jedoch ab. So bleibt den Schäfern nur die Teilnahme am neuen, flächenbezogenen Agrarumweltprogramm HALM, das die Schäfereien zwar fördern möchte, jedoch sehr kompliziert ist, zu geringe Förderung verspricht und viele Risiken birgt. Eine Pro-Kopf-Prämie gekoppelt an die Bewirtschaftung von Flächen in Natura2000-Gebieten würde direkt wirken und hoffentlich die Schafzahlen stabilisieren.

„Wir machen seit Jahren viel für die Vermarktung der Lämmer aus der Region, z.B. Lammwochen im Vogelsberg im Frühjahr und in der Wetterau im Herbst, doch das Einkommen aus der Vermarktung reicht einfach nicht aus“ bestätigt Landrat Arnold. Sein Vogelsberger Kollege Görig weist auf die Ergebnisse der sozioökonomischen Untersuchungen der beiden Naturschutzgroßprojekte hin: „Die geringen Einkommen der Betriebe und der hohe Arbeitsaufwand bei den Schafhaltern machen Investitionen in die Betriebe nahezu unmöglich und fördern die Abwanderung der Schäfer und deren Nachwuchs in andere Berufe“.

Da die Länder aus Gründen des europäischen Naturschutzes verpflichtet sind, die artenreichen Weiden zu erhalten, sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um den Schäfern und anderen extensiven Tierhaltern zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Förderung sollte unbürokratisch und zielgenau sein. Gemeinsam mit den beiden Schäfervereinen der Region und deren Vorsitzenden plädieren die beiden Landräte für die zusätzliche Einführung einer Weideprämie pro Muttertier, um die Betriebe zu unterstützen. Sie laden die Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Priska Hinz ein, die hiesigen Betriebe zu besuchen und sich vor Ort ein Bild von der prekären Lage zu machen. +++ fuldainfo