Langsamer Impffortschritt: Hausärzte wollen neue Impfkampagne

Corona-Herbstwelle: Zahlreiche Notaufnahmen bereits überlastet

Der Deutsche Hausärzteverband hat den schleppenden Impffortschritt mit der zweiten Auffrischungsimpfung kritisiert und eine neue Impfkampagne gefordert. „Die kalte Jahreszeit hat begonnen, der angepasste Impfstoff ist in ausreichender Menge vorhanden: Spätestens jetzt sollte die Impfquote in die Höhe schießen – tut sie aber leider nicht“, sagte der Bundesvorsitzende Markus Beier dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Wer aktuell eine Auffrischimpfung mit den angepassten Impfstoffen möchte, könne sich direkt an seine Hausarztpraxis wenden, so Beier. „Da das Impfstoffangebot die Nachfrage weit übertrifft, müssen wir für die in der Stiko-Empfehlung angesprochenen Patientinnen und Patienten nichts zurückhalten.“ Die Situation gleiche daher in keiner Weise der vor etwa eineinhalb Jahren. Da bisher nur wenige Menschen mit der zweiten Auffrischungsimpfung geimpft wurden, fordert Beier eine Neuausrichtung der Impfkampagne: „Wir nutzen in unseren Praxen bereits  jede Möglichkeit, um unsere vulnerablen Patientinnen und Patienten über die Impfung aufzuklären, das kann und darf aber nicht die einzige Säule dieser Impfkampagne sein“, sagte Beier. „Es braucht dringend eine angepasste Impfkampagne inklusive optimierter Impfstrategie, die auch die Grippesaison miteinschließt.“

Corona-Herbstwelle: Zahlreiche Notaufnahmen bereits überlastet

Angesichts der stark wachsenden Belastung der Kliniken durch Corona-Fälle fordern Ärztevertreter die Länder zu raschem Handeln auf. „Schon jetzt sind viele Notaufnahmen überlastet, die Rettungsleitstellen haben in manchen Bundesländern Schwierigkeiten für Patienten in Rettungswagen freie Kapazitäten zu finden“, sagte die Vorsitzende der Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Politik unterschätzt nach wie vor die personellen Engpässe in der Versorgung“, mahnte sie. „Wir wollen alle Patientinnen und Patienten gut versorgen, aber auch in den Krankenhäusern fällt immer mehr Personal erkrankt aus. Dadurch sehen wir auch in dieser Herbstwelle wieder massive Probleme auf viele Krankenhäuser zukommen.“ Das Infektionsgeschehen müsse eingedämmt werden, um die Krankenhäuser nicht zu überlasten. „Überall dort, wo die Inzidenzen jetzt durch die Decke gehen, müssen die Länder mit einer FFP2  -Maskenpflicht im ÖPNV und in öffentlich zugänglichen Innenräumen reagieren“, forderte Johna.

Die Belegung mit positiv getesteten Patienten sei auf den Normalstationen gegenüber der Vorwoche um die Hälfte gestiegen und auch auf den Intensivstationen gebe es wieder mehr Covid-19-Patenten. Das Personal gehe jetzt schon wieder auf dem Zahnfleisch, so die Ärztevertreterin. Die Lage werde sich noch verschlechtern, wenn der Belegungsdruck durch viele Covid-19-Fälle weiter zunehme oder sich gar eine zusätzliche Grippewelle aufbaue. Die Belastung der Kliniken wirke sich unmittelbar auf andere Patienten aus, etwa wenn wieder Operationen verschoben werden müssten, warnte Johna. Die Medizinerin verwies zudem auf die Ergebnisse einer Studienanalyse des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer zum Post-Covid-Syndrom: „Bis zu 15 Prozent der Patienten entwickeln nach durchgestandener Infektion länger anhaltende Beschwerden und leiden häufig unter einer deutlich eingeschränkten Lebensqualit  ät bis hin zur monatelangen Arbeitsunfähigkeit“, so Johna. Das gelte es ernst zu nehmen. +++