Petersberg: Delegationen aus Frankreich und Spanien zu Gast

Austausch über Grenzen hinweg

Die Teilnehmer des Treffens vor dem Rathaus Petersberg Foto: Gemeinde

Das Projekt „Tomorrow is built today“ (Morgen wird heute gemacht) geht in die nächste Runde. In dem Projekt mit den Partnerstädten Billère (Frankreich) und Sabiñánigo (Spanien) möchte die Gemeinde Petersberg die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG), festgelegt von der UN, künftig stärker herausarbeiten. Die drei Gemeinden nehmen dafür an dem EU-Förderprogramm Erasmus+ teil. Ende Januar nahmen zwei Vertreter aus Petersberg an einem Workshop in Billère teil und tauschten sich mit den französischen und spanischen Kollegen aus. Dabei wurden auch konkrete Projekte vor Ort begutachtet, unter anderem das Sozialcenter Billères und ein revitalisierter Schulhof.

Mitte Juni fand nun das nächste Treffen statt – diesmal in Petersberg. Vier Vertreter aus Frankreich und drei aus Spanien schauten sich zwei Tage lang Petersberger Projekte an, die bereits jetzt positiv auf die Nachhaltigkeitsziele wirken. So wurde unter anderem der Kindergarten Kolibri besucht. In dem Einrichtung, in der 100 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren betreut werden, wurde dieses Jahr ein Fußballprojekt durchgeführt. In den regelmäßigen Trainingseinheiten spielten Kinder verschiedener Nationalitäten mit – etwa Deutsche neben Türken, Russen neben Ukrainern. Zum Abschluss wurden Turniere mit anderen Einrichtungen organisiert. Durch dieses Projekt lernen die Kinder einerseits, im Team zu arbeiten, andererseits lernen sie ihre körperlichen Grenzen besser einzuschätzen. Es stärkt das Selbstvertrauen und gibt den Kleinen Selbstbewusstsein.

Das gleiche Ziel verfolgt die Kita Zipfelmütze – aber mit ganz anderen Mitteln. In der Kita, in der bis zu 111 Kinder zwischen 1 und 6 Jahren betreut werden, wurde ein Kunstprojekt durchgeführt. Darin können die Kinder nach Herzenslust malen und zeichnen – ohne Vorgabe, welche Farben oder Werkzeuge sie benutzen sollen. Dies hilft ihnen dabei, eigene Lösungen zu finden, es fördert die Kreativität und bringt ihnen den Wert von Kunst nahe. Einen echten Aha-Moment erlebten die Gäste bei einer Exkursion mit dem Nabu-Ortsverband Petersberg. Der Verein betreut Ausgleichsflächen für die Gemeinde. In Deutschland ist es Gesetz, Ausgleichsflächen zu schaffen, wenn der Natur etwa bei Bauprojekten Fläche „weggenommen“ wird. Als die Kita Rauschenberg gebaut wurde, wurde dafür an einem anderen Hang des Rauschenbergs eine Ausgleichsfläche geschaffen. Dieses Areal war vor zehn Jahren komplett verbuscht, die Artenvielfalt gering. Der Nabu bekämpft diese Verbuschung mit einer Ziegenherde: Die Tiere fressen die Büsche und halten sie somit klein – eine Arbeit, die sowohl für Mensch als auch Maschine viel zu aufwendig wäre. Bei einer zweiten Ausgleichsfläche am Schuhhof erklärten die Nabu-Mitglieder Dr. Alfred Peschl,

Michael Heinz und Martin Neugebauer, warum auch Totholzhaufen wertvoll für die Biodiversität sein können. „So etwas müsste es auch bei uns in Frankreich geben“, sagte Christine Ferrer, Beigeordnete aus Billère. Weitere Projekte, die vorgestellt wurden, waren das Petersberger Radverkehrskonzept und durch Sabine Frank vom Sternenpark Rhön das Thema Lichtverschmutzung. Überaus informativ war zudem die Präsentation der Stadt Eisenach: Der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister und Heidrun Sachse aus dem Stadtplanungsamt führten aus, was es für eine Kommune bedeutet, mit einer Nachhaltigkeitsstrategie zu arbeiten. Eisenach hat bereits eine solche Strategie erarbeitet – ein Prozess, der fast anderthalb Jahre gedauert hat und unter Einbeziehung von Mitarbeitern, politischen Mandatsträgern, Wissenschaftlern, Unternehmern, Vereinen und Bürgern aufwendig gestaltet wurde. Dass das 90 Kilometer entfernte Eisenach Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit ist, erfuhren die Petersberger Vertreter durch Zufall beim ersten Workshop-Treffen in Frankreich. Auch in Zukunft will man sich mit der Stadt in Thüringen austauschen, um neue Impulse zu erhalten. Das Erasmus-Projekt geht im November weiter, dann mit einer Reise nach Spanien. Die Treffen werden im Jahr 2025 zu einer Kommunikationskampagne in den drei Gemeinden führen. Die EU wird das Projekt, das unter dem Motto „Tomorrow is built today“ steht, mit 60.000 Euro fördern. Der Zeitraum für das Projekt erstreckt sich über zwei Jahre. +++ pm