SPD: Minister Lorz verweigert sich konsequent der Wirklichkeit

Bildungschancen einer ganzen Generation in Gefahr

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, wirft Kultusminister Alexander Lorz (CDU) vor, die Covid-19-Pandemie zu instrumentalisieren, um vom schulpolitischen Versagen der schwarzgrünen Landesregierung abzulenken. Nachdem sich der Kultusminister in seiner Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn zu der Aussage verstiegen hatte, ohne das Corona-Virus gäbe es in Hessen keinen Lehrkräftemangel und keinen Unterrichtsausfall, sagte Degen: „Der Minister hat sich offenbar endgültig in ein Paralleluniversum verabschiedet, das keine Brücke zur schulischen Wirklichkeit mehr kennt. Corona ist nicht schuld an dem seit Jahren bestehenden Mangel an Lehrkräften, das Virus verschärft ihn nur noch ein Stück. Denn ein beachtlicher Teil der Lehrerinnen und Lehrer gehört zu den besonderen Risikogruppen und kann deswegen keinen Präsenzunterricht abhalten. Die Unterrichtsgrundversorgung mit qualifizierten Kräften ist aber schon lange nicht mehr gewährleistet.“

Das hessische Schulsystem befinde sich schon seit Jahren in einem permanenten Notbetrieb, weil es keine schlüssige Personalgewinnungsstrategie gebe. Statt gezielt Anreize für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums zu schaffen und dabei insbesondere die so genannten „Mangelfächer“ zu stärken, überlasse das Kultusministerium die Personalausstattung der Schulen dem Zufall. „Inzwischen gibt es in Hessen fast 4000 Lehrkräfte, die keine dem Schultyp entsprechende Lehrbefähigung haben. Fast die Hälfte davon unterrichtet an den Grundschulen, wo inzwischen 13 Prozent aller Stellen mit Personen besetzt sind, die keine formale Qualifikation haben“, kritisierte Degen. Geradezu „nervig“ sei inzwischen das Selbstlob des Ministers für neue Planstellen an den Schulen, so der SPD-Bildungsexperte weiter: „Seit Jahren schreibt der Minister zusätzliche Planstellen aufs Papier, die im wirklichen Leben aber gar nicht besetzt werden können – der Markt für qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen ist nämlich leergefegt. Insofern sind auch die 770 neuen Stellen, die Minister Lorz heute angekündigt hat, nur eine schöne Zahl auf buntem Papier, aber keine reale Hilfe für die Schulen. Mal ganz abgesehen davon, dass mehr Stellen für mehr Schüler eine Selbstverständlichkeit sind.“

Richtig kompliziert werde es für die hessischen Schulen, wenn ab 2025 der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen gelte, so Degen. Dafür habe das Land bisher keine erkennbaren Vorkehrungen getroffen. Christoph Degen sagte: „In fünf Jahren braucht Hessen ausreichend viele Grundschullehrkräfte – die man jetzt ausbilden müsste. Hessen braucht ganztagestaugliche Schulgebäude – für die das Land jetzt Planungs- und Baumittel bereitstellen müsste, die den Kommunen fehlen. Und wir brauchen für den Ganztagesbetrieb neue Abläufe und neue multiprofessionelle Teams in den Schulen – was man jetzt planen müsste. Und nichts davon passiert. Nicht einmal eine Bedarfsabfrage bei den Schulen und Schulträgern hält der amtierende Kultusminister für erforderlich. Denn in seinem Paralleluniversum gibt es weder Gegenwartsprobleme noch Zukunftsfragen, die gelöst werden müssen. Die Realitätsverweigerung des Ministers gefährdet die Bildungschancen einer ganzen Generation von hessischen Kindern und Jugendlichen, die in der Regierungsverantwortung der CDU die Schule besuchen müssen“, heißt es in der Mitteilung abschließend. +++